Hattet ihr auch so einen Traum? Einer, der so groß war, dass er sich fast unmöglich anfühlte? Einen, den man sich kaum zu erträumen wagte, weil er so weit entfernt schien? Mein Traum war es, Autorin zu werden. Aber ich hatte nie wirklich daran geglaubt, dass er wahr werden könnte. Ich habe ihn daher nie laut ausgesprochen, dennoch war er immer da, tief in mir.

Schon als kleines Mädchen habe ich mich in Geschichten verkrochen. In den Bilderbüchern, die mir vorgelesen wurden, fand ich Trost. In den Erstlesebüchern, die ich endlich selbst entziffern konnte, fand ich Freiheit. Und in den Jugendbüchern, die ich in der Bibliothek auslieh, fand ich mich selbst oder zumindest die Person, die ich sein wollte. Bücher waren mein Zufluchtsort, meine Freunde, meine Welt.
Doch ich wollte nicht nur lesen, ich wollte auch schreiben. Schon als ich noch nicht schreiben konnte, habe ich Geschichten erzählt. Geschichten, die ich mir ausdachte, während ich mit meinen Puppen spielte. Geschichten, die ich aufschrieb, obwohl mir die Worte manchmal einfach nicht gehorchen wollten. (Ja, ich habe LRS, aber das hat mich nie davon abgehalten, meiner Fantasie freien Lauf zu lassen.)

Leider sind viele dieser frühen Werke verloren gegangen. Ich war nicht gerade die Ordentlichste damals und so landeten meine Geschichten oft in irgendwelchen Ablagen, wo sie auf mysteriöse Weise verschwanden. Aber die Leidenschaft blieb. Sie blieb, als ich Erzieherin wurde und Jahre lang in einer Krippe arbeitete. Sie blieb, als ich Mutter wurde und meine Tage sich mit Windeln, Brei und Schlafmangel füllten. Sie blieb, als ich mich fragte, ob ich jemals gut genug sein würde, um diesen Traum zu leben.
Autoren waren für mich immer etwas Besonderes. Etwas Unnahbares. Sie waren die Superhelden meiner Kindheit, die mit ihren Worten Welten erschufen, in die ich eintauchen konnte. Wie sollte ich, ein Mädchen / eine Frau mit tausend Selbstzweifeln und einem mangelnden Selbstwertgefühl, jemals dazugehören?
Doch dann kam der Moment, der alles veränderte.

Mein Mann, der immer an mich geglaubt hat, sah in meinen Geschichten mehr als nur Worte auf Papier. Er sah die Botschaft, die ich vermitteln wollte. Er sah den Mut, den ich brauchte, um meine Stimme zu erheben. Und er gab mir den Schubs, den ich brauchte, um meinen Debütroman zu veröffentlichen.
Plötzlich war er da, dieser Traum, der so lange unnahbar schien. Mein Debütroman, „Du bist nicht allein“, wurde nicht nur veröffentlicht, er wurde Teil einer Reihe. In der Neuauflage trägt er den Titel „Dir allein vertraute meine Seele“ und ist Band 1 der „Not Alone“-Reihe. Eine Kurzgeschichte von mir fand ihren Weg in “Die Piipliothek”, eine Sammlung von 120 lebensnahen und pädagogisch wertvollen Kurzgeschichten.

Und jetzt sitze ich hier, mit einer Anfrage für eine Abenteuergeschichte für 8- bis 12-Jährige, die vielleicht sogar in einem Kleinverlag erscheinen wird, während ich eigentlich an meiner eigenen Buchreihe weiter schreiben möchte.
Ich bin immer noch überwältigt, wenn ich daran denke, dass ich meinen Kindheitstraum tatsächlich lebe. Dass ich die Geschichten, die ich mir als kleines Mädchen ausgedacht habe, jetzt mit anderen teilen kann. Dass ich nicht mehr nur die Leserin bin, sondern auch die Autorin.
Für mich waren Autoren immer etwas Großes, etwas Unerreichbares. Aber ich habe gelernt: Sie sind auch nur Menschen. Menschen mit Gefühlen, mit Zweifeln, mit Träumen. Genau wie du und ich.


Und so schließt sich der Kreis. Vom kleinen Mädchen mit großen Träumen zur Autorin, die ihre eigenen Geschichten erzählt. Ein Traum, der wahr geworden ist, dank der Unterstützung meines Mannes, meiner unbändigen Leidenschaft fürs Schreiben und der Erkenntnis, dass ich mehr bin als meine Selbstzweifel und meine LRS.
Denn am Ende sind wir alle nur Menschen, die versuchen, ihren Platz in der Welt zu finden. Und manchmal, ganz manchmal, finden wir ihn zwischen den Seiten eines Buches.

Hast du auch einen Kindheitstraum?
Einer, der tief in dir wohnt, egal wie viele Jahre vergangen sind? Vielleicht hast du ihn schon verwirklicht oder er schläft noch in deinem Inneren, wartet darauf, erweckt zu werden. Glaubst du an ihn, auch wenn der Weg manchmal weit und der Traum fern scheint? Manchmal braucht es nur den Mut, an sich selbst zu glauben, auch wenn alles andere dagegen spricht.
Schreibe einen Kommentar