Der Rucksack flog durch die Luft wie ein schwerer Sack voller Steine und landete in der Ecke. Dann warf ich meine Schuhe hinterher und grinste. FREIHEIT! Sechs Wochen keine Schule, keine Hausaufgaben, kein frühes Aufstehen. Nur Spielen, Toben und Lego bauen!
Mit einem Satz war ich bei meiner Kiste, riss den Deckel auf und schüttete die ganzen Steine auf den Boden. KLACK-KLACK-KLACK! Heute wollte ich endlich die größte, beste, schnellste Autostrecke der Welt bauen! Mit Loopings! Mit einem Parkhaus! Mit allem! Meine Hot Wheels warteten schon, als würden sie rufen: „Lass uns raus, Tim! Wir wollen fahren!“
Ich baute wie ein Verrückter, stapelte Steine, setzte Brücken, baute Rampen. Mein Lieblingsauto, der blaue Jeep mit der Aufschrift “XC40”, sauste schon in meinem Kopf die Strecke hinunter. „WROOOOM!“
Plötzlich flog die Wohnungstür auf. Neugierig lugte ich aus meinem Zimmer und entdeckte Johanna, meine große Schwester. Sie stürmte herein, warf ihren Ranzen ins Regal und ihre Schuhe in den Schuhschrank. Dann rannte sie in die Wohnstube und plumpste wie ein schwerer Stein auf das Sofa.
„ENDLICH FERIEN! SECHS WOCHEN KEINE SCHULE!“
Sie griff nach ihrem Eulenbuch, klappte es auf und versank sofort in dieser Welt.
Ich zuckte mit den Schultern. Auch gut, so konnte ich wenigstens in aller Ruhe weiterspielen. Ich ließ mein Auto über die selbstgebauten Rampen fliegen und es landete perfekt im Parkhaus. „Ja!“
Doch dann … klack-klack-klack. Johanna war aufgestanden und kam zu mir ins Zimmer. Ich hob misstrauisch meinen Kopf. Wollte sie mich stören? Aber sie lächelte. Und in ihrer Hand hielt sie ihre Filly-Pferde.
„Die wollen auch mal gucken, was du hier gebaut hast“, sagte sie grinsend.
„Äh … okay, aber die dürfen nicht auf die Rennstrecke! Die sind zu langsam!“
„Pfff! Mein Pferd ist das schnellste der Welt!“ Meine Schwester setzte Aurelia, ihr besonderes goldenes Pferd, auf die Strecke und es galoppierte direkt vor meinem Auto her.
“Galopp, Galopp, Galopp“
„Hey! Das ist eine Rennstrecke, keine Pferderennbahn!“
„Dann mach doch was dagegen!“, kicherte sie und ließ ihr Pferd noch schneller rennen.
Ich grinste. Na gut, wenn sie es so wollte!
Ich nahm mein schnellstes Auto, stellte den Turbo an und fuhr los. Das Pferd sprang über eine Brücke, mein Auto raste darunter durch. Wir lachten, bauten um, erfanden neue Regeln. Plötzlich war aus meiner Lego-Autostrecke ein wildes Abenteuerland geworden, mit Pferden, Rennautos und Parkbänken und Picknick-Geschirr aus dem Puppenhaus meiner Schwester.
„Tim! Johanna! MITTAGESSEN!“, ertönte plötzlich aus der Küche die Stimme meiner Mama.
“Gleich!“, riefen wir gleichzeitig und mussten lachen. Mama konnte uns mal, jetzt wollten wir spielen! Das Essen konnte warten. Denn – hey! – es waren ja schließlich Ferien. Und diese haben gerade erst begonnen.
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