Früher habe ich oft gedacht, ich sei nicht gut genug. Nicht cool genug. Nicht stark genug. Nicht normal genug. Ich war das Mädchen, das nicht lachte, wenn alle lachten. Diejenige, die Dinge hinterfragte, über die andere nicht einmal nachdachten und in einer Welt lebte, die zu laut und viel zu schnelllebig war.
Ich fühlte mich oft anders als andere und das tat weh.
Nicht, weil ich wirklich „komisch“ war. Sondern weil mir niemand gezeigt hat, dass Anderssein keine Schwäche, sondern eine Stärke ist. Weil ich immer wieder die Botschaft bekam: „Pass dich an.“ „Sei nicht so empfindlich.“ „Rede nicht so viel.“ Oder: „Sag lieber nichts.“
Das Gefühl, nicht dazuzugehören, kann still zerstören. Es ist kein lauter Schmerz, sondern ein leiser Zweifel, der sich in dein Herz schleicht und dir einredet: „Du bist nicht genug.“
Deshalb habe ich gelernt, mich zu verstecken. Mich kleiner zu machen, als ich war. Ich habe mich verstellt, um dazuzugehören und doch fühlte ich mich nie wirklich gesehen.
Dieses „Warum bin ich so anders?“ war wie eine innere Stimme, die nie verstummte. Und niemand erklärte mir, dass es völlig in Ordnung ist, nicht in jede Gruppe, nicht in jede Rolle, nicht in jedes Bild zu passen.
Ich dachte, ich müsste mich verändern, damit ich liebenswert bin.
Doch was machte das mit meinem Selbstwert?
Wenn du jahrelang hörst, dass du „zu leise“, „zu ernst“, „zu viel“ oder „nicht genug“ bist, dann glaubst du es irgendwann selbst. Dein Selbstwert beginnt zu bröckeln. Du vergleichst dich mit anderen, ziehst dich zurück oder versuchst verzweifelt dazuzugehören, selbst wenn du dich dabei verlierst.
Und genau das ist mir passiert. Ich habe mich selbst verloren und nur noch das Leben der anderen gelebt, nicht mehr mein eigenes. Meine eigenen Träume habe ich aufgegeben und die von anderen verfolgt. Das, was sie von mir erwartet haben, was sie für mich als richtig gefunden haben. Und wurde krank. Ständige Depressionen begleiteten meinen Alltag. Da ich dadurch nie das tat, was mir guttat, was ich selbst brauchte.
Es dauerte lange, bis ich verstanden habe: Ich bin nicht falsch und ich darf das machen, was mir persönlich wichtig ist. Ich darf das ausleben, was mir gefällt und guttut. Ich bin ich. Und genau das darf ich sein.
Diese Erkenntnis kam leider nicht über Nacht. Aber mit jedem kleinen Schritt, den ich gemacht habe, mit jeder Entscheidung, zu mir zu stehen, statt mich zu verbiegen, wurde etwas in mir stärker.
Ich lernte, meine Sensibilität nicht länger als Schwäche zu sehen, sondern als Gabe. Ich lernte, dass mein Stillsein manchmal lauter ist als jedes Geschrei. Und dass das, was mich anders macht, auch das ist, was mich besonders macht.
Was mir am Ende geholfen hat, mich selbst wiederzufinden.
Ich habe eine Therapie gemacht. Zwei Jahre lang. Es war kein leichter Weg, aber einer, der mir gezeigt hat, wie sehr ich mich selbst vergessen hatte.
Ich musste lernen, meine eigenen Bedürfnisse überhaupt erstmal wahrzunehmen. Zu spüren, was mir guttut und was mir Kraft raubt.
Ich habe angefangen, achtsam zu leben. Habe gelernt, Auszeiten zuzulassen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Zu verstehen, dass Nein sagen nicht bedeutet, andere zu enttäuschen, sondern mir selbst treu zu bleiben.
Ich habe begriffen, dass Menschen unterschiedlich auftanken. Dass Menschen manche Stille brauchen, um zu atmen. Und dass das genauso okay ist wie die, die im Trubel aufblühen.
Ich musste mir selbst erlauben, anders zu sein. Musste verinnerlichen, dass für sich selbst sorgen nicht egoistisch ist, sondern überlebenswichtig.
Und Schritt für Schritt begann ich, mich nicht nur besser zu verstehen, sondern auch liebevoller mit mir selbst umzugehen. Ich hörte auf, mich dauernd zu vergleichen und fing an, mich selbst zu sehen. Nicht perfekt. Aber ehrlich. Und endlich echt.
Auch du darfst dich selbst annehmen und das in deinem eigenem Tempo!
Ich schreibe dir das hier, weil ich weiß, wie weh es tun kann, wenn man denkt, man sei allein mit diesem Gefühl. Wenn man spürt, dass man „nicht reinpasst“, egal ob in der Schule, in der Familie, im Freundeskreis.
Vielleicht fühlst du dich gerade genau so. Vielleicht fragst du dich, was mit dir nicht stimmt.
Dann möchte ich dir sagen:
Mit dir stimmt alles!
Du bist kein Fehler. Du bist ein Mensch mit Ecken und Kanten, mit Tiefgang und Herz, mit Zweifeln und Träumen. Und du darfst lernen, dich selbst anzunehmen, auch wenn es Zeit braucht. Du musst dich nicht mehr verstecken. Du darfst Raum einnehmen. Du darfst dich zeigen, genau so, wie du bist.
Denn dein Anderssein ist kein Hindernis. Es ist dein Licht für diese Welt!
Eine abschließende Frage an dich:
Wann hast du zum ersten Mal gespürt, dass du „anders“ bist und was hättest du damals gebraucht?
Teil deine Geschichte. Vielleicht hilft sie jemandem, der sich gerade genauso fühlt.
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